§. 61, 2. Das Kriegswesen der Römer.
315
außer seinen Waffen noch Proviant, eine Säge, einen Korb, Stricke, eine Handmühle, eine Kette, einen Topf, ein Beil und drei Schanzpfähle auf den Schultern tragen; bei Eilmärschen blieb dies Gepäck zurück. Wenn das Heer Halt machte, wurde ein Lager aufgeschlagen, das in der Regel schon vor der Ankunft der Soldaten vermessen war-Es wurde ein Graben mit Wall angelegt, der viereckige Lagerplatz mit 4 Thoren und zwei sich kreuzenden Hauptstraßen versehen. Die Soldaten lagerten je zehn in Zelten, die mit Leder bedeckt waren. Das Gepäck mit den Lasttieren und Troßknechten stand außerhalb. Beim Zelte des Feldherrn und an den Thoren standen Tag und Nacht Wachen; die vor dem Lager aufgestellten Wachen hießen Stationen. Die Winterlager wurden sehr stark befestigt und in der Kaiserzeit gleich einer Stadt mit allen Bequemlichkeiten versehen; auch Altar und Richterstuhl fehlten nie.
In der Belagerung fester Städte, welche dem ersten Sturm widerstanden, waren die Römer anfangs sehr zurück; allmählich lernten sie allerlei Belagerungsmaschinen kennen und anfertigen, welche meist noch im Mittelalter bis zur Anwendung des Schießpulvers im Kriege üblich waren. Sobald eine Stadt eingeschlossen werden mußte, legten die belagernden Römer zwei mit Wall, Graben und Türmen befestigte „Linien" an, von denen die eine gegen Ausfälle der Belagerten, die andere gegen Angriffe einer Entsatzungsarmee schützen sollte. Das römische Heer selbst lagerte zwischen beiden Linien. Vor der innern Linie wurde ein Damm aus Holz, Erde, Steinen rc. errichtet und der Stadt immer näher gerückt, bis er der Mauer gleich war oder über sie hinausragte. Zum Schutze der Arbeiter standen auf diesem Damme Türme, von welchen vermittelst Wurfmaschinen große Pfeile und Steine auf die Belagerten abgeschossen wurden. Die Massen, welche diese Ballisten und Katapulte zu schleudern vermochten, reichten hin. Menschen und Pferde zu zerschmettern und die feindlichen Werke zu zertrümmern. Man schleuderte auch brennende Wurfgeschosse ab, welche mit Werg, Pech, Schwefel oder Harz umwunden und bestrichen waren, um die Häuser der Belagerten oder die Maschinen der Belagerer in Brand zu stecken. Sehr üblich waren bewegliche Türme, welche zuweilen 12—15 m hoch waren und aus mehreren Stockwerken bestanden. Sie ruhten auf Rädern, konnten vorwärts und rückwärts bewegt werden und waren mit einer Brücke versehen, welche auf die Mauer niedergelassen wurde. Zur Ersteigung der Mauern bediente man sich auch der Sturmleitern und Ziehkörbe; diese wurden
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252
Dritter Abschnitt. Zweiter Zeitraum.
trieben, beschloß der karthagische Senat, das Äußerste zu wagen und lieber unter den Mauern der Stadt den Tod zu suchen als den geliebten Boden der teuren Meeresheimat aufzugeben. Kühner Kampfesmut und tiefe Begeisterung erfaßte nun alle Stände; das ganze Land erhob sich wie ein Mann. In allen Tempeln schmiedete man Waffen und Schilde; die Frauen opferten dem Vaterlande ihr Geschmeide, schnitten ihr langes Haar ab und flochten Bogensehnen daraus; jeder arbeitete und half nach Kräften. Wie erstaunten die römischen Konsuln, als sie bei ihrer Ankunft die Stadt befestigt und die Wälle von unzähligen Scharen bewaffneter Männer besetzt sahen! Das hatten sie nicht erwartet. Die Karthager schlugen alle Angriffe der Römer heldenmütig ab, nahmen ihnen die Zufuhren weg, schlugen sie sogar in mehreren Treffen und blickten voll Vertrauen in die Zukunft.
So verstrich das erste und zweite Jahr höchst ungünstig für die Römer. Da wählten sie das dritte Jahr den jüngeren Scipio zum Oberfeldherrn. Dieser war ein Sohn des Ämilius Paullus, des Siegers von Pydna und von dem Sohne des älteren Scipio Afrikanus an Sohnes Statt angenommen worden. Mit seiner Ernennung wandte sich das Kriegsglück der Karthager. Er landete mit einer bedeutenden Verstärkung, schloß Karthago immer enger ein, erstürmte die Hafenstadt und drang dann in die Straßen Karthagos selbst ein. Hier entstand ein entsetzliches Kämpfen und Morden. Pfeile, Wurfspeere, Steine, Balken, Gefäße mit siedendem Wasser wurden auf die Römer geschleudert; diese schonten in ihrer Wut weder Weiber noch Kinder und warfen die Brandfackel in die mit Menschen gefüllten Häuser. Über rauchende Trümmer drangen sie nach sechstägigem Kampfe zur Burg vor, welche Hasdrubal zuletzt noch mit 900 römischen Überläufern verteidigte. Als diese keine Rettung mehr sahen, steckten sie den Tempel in Brand und warfen sich in die Flammen. Nur Hasdrubal erschien heimlich mit einem Ölzweig in der Hand vor Scipio und erhielt Gnade, während seine heldenmütige Gemahlin mit ihren Kindern, um der Knechtschaft zu entgehen, den Tod in den Flammen suchte.
So sank Karthago 146 in Staub und Asche. Sein Gebiet wurde unter dem Namen Afrika zu einer römischen Provinz gemacht , die Stätte aber, wo die verhaßte Nebenbuhlerin Roms gestanden hatte, verflucht und den wilden Thieren preisgegeben. Von 700000 Karthagern waren nur 60 000 am Leben geblieben, welche gefangen nach Rom gebracht oder als Sklaven verkauft wurden.
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96
Rmer und Germanen bis zu Karl dem Groen.
zerschnitten; in diese ritzte man Zeichen, die Runen hieen. Diese Holz-stbchen wurden der ein weies Tuch geworfen und dann wieder auf-gelesen; aus ihrer Reihenfolge deutete man die Zukunft.
Altgermanische Feste. Fnf Hauptfeste feierten die alten Germanen: das Julfest zur Zeit der Winter-Sonnenwende, das Osterfest im Frh-ling als Auferstehungsfest der Natur, das Mai- und Sommerfest, das Sommer-Sonnenwendefeft, zugleich Balders Sterbetag, und das Herbstfest. Das Julfest begann am 22. Dezember; mit ihm war ein Julfriede von drei Wochen verbunden. Die Fehden ruhten während dieser Zeit, die Gefangenen wurden von ihren Ketten befreit. In den Wohnungen lschte man die Feuer. Dann zog die Gemeinde hinaus zu einer geschtzten Stelle. Dort wurde ein starker Eichenpfahl eingerammt, daran ein neues Rad befestigt und mit Stroh umwickelt. Stricke wurden an die Speichen gebunden; diese faten neun Jnglinge und Jungfrauen an und drehten das Rad unter dem Gesnge der Menge von Osten nach Westen, bis sich die Achse entzndete. Dann steckten alle unter Jubelgefchrei ihre Fackeln an und trugen die heiligen Flammen in die Huser und entzndeten auf dem Herde den Julkloben fr das knftige Jahr. Ein Jahr lang brannte das Herdfeuer von diesem Brande, am Tage zu hellen Flammen genhrt, nachts unter der Asche fortglimmend.
In manchen Gegenden lie man auch brennende Rder den Berges-abhang hinunterrollen. Das Rad war ein Sinnbild der Sonne, die man das glnzende, glhende Rad nannte. Von diesem Rade hat das Fest den Namen; Jul bedeutet Rad. In den Husern wurden am Julfeste kstliche Festgelage veranstaltet, in den heiligen Hainen geweihte Tiere, vor allem edle Rosse zu Ehren der Götter geschlachtet.
Das Auferstehungsfest der Natur wurde zu Ehren Donars und seiner Schwester stara gefeiert, von der es den Namen Osterfest hatte. Aus allen Bergen und Hgeln wurden weithin leuchtende Feuer angezndet; Ziegenbcke bekrnzte man mit dem ersten Grn des Lenzes und schlachtete sie auf dem heiligen Opfersteine; ihr Fleisch wurde an die Menge verteilt. Auch Met wurde rundgereicht und zur Minne, d.h. zum Gedchtnis der Gttin Ostara, getrunken.
In der Rosenzeit wurde zu Ehren Freyas das Mai- und Sommer-fest gefeiert. Der Festplatz und alle Wohnungen waren mit Maien ge-ziert. Wieder flammten Feuer rings um den Festplatz, und unter dem Klange frhlicher Lieder schwang sich die Jugend im Tanze.
Das Sommer-Sonnenwendefest war mit einem Gerichtstag, Ding oder Thing genannt, verbunden. Da wurde verurteilt und bestraft, wer Meuchelmord, Verrat und Raub verbt, wer sich durch Feigheit und durch Gewalttat an Schwachen und Wehrlosen befleckt hatte. Segen-bringende Kruter wurden gesammelt, um sie bei Gewittern auf dem Herde zu verbrennen, damit Unglck abgewehrt werde.
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75
Nero lie sich selbst einen Palast, das goldne Haus, mit Grten, Wildgehegen und Seen errichten. Er erffnete die Christenver-folgungen. Die Apostel Petrus und Paulus erlitten unter ihm den Mrtyrertod. Mit Nero starb im Jahre 68 die Familie des Angustus aus.
Die Zerstrung Jerusalems. Im Jahre 70 u. Chr. wurde die Stadt Jerusalem von Grund aus zerstrt. Der rmische Statthalter war wegen Gewaltttigkeiten gegen die Juden beim Kaiser verklagt worden und suchte sich zu retten. Er bezahlte Aufrhrer, die in Jerusalem einen Aufstand gegen die Rmer erregten. Der Statthalter hatte erreicht, was er gewollt. Seine Gewaltttigkeiten schienen dadurch gerechtfertigt. Der Feldherr Vespasian sollte den Aufstand niederwerfen. Da er aber unerwartet als Kaiser auf den Thron des Rmischen Reiches berufen wurde, ber-nahm sein Sohn Titus den Oberbefehl der das rmische Heer. Nun folgte eine lange Belagerung der Stadt Jerusalem. Mutig schlugen die Juden die Strme der Rmer ab. Titus stellte milde Behandlung fr die bergabe der Stadt in Aussicht. Die Unterhndler wurden mit Pfeilen und Steinen beworfen. Da lie er 500 Juden vor den Toren der Stadt ans Kreuz schlagen, um den Belagerten zu zeigen, was ihrer wartete, wenn sie seine Bedingungen ausschlgen. Sie taten es trotzdem. Mit dem Mute der Verzweiflung kmpften sie weiter. Da wurde die Stadt mit einem Walle umgeben; mau versperrte alle Ausgnge; die Brgerschaft sollte durch Hunger zur bergabe gezwungen werden. Eine Frau ttete ihr eignes Kind und verzehrte es; so hoch war das Elend gestiegen. Trotzdem wurde die bergabe verweigert. Titus drang endlich in die Stadt bis zum Tempel. Die Juden verteidigten ihr Heiligtum mit der grten Anstrengung, und Titus wollte den Tempel schonen. Ein Soldat warf aber ein brennendes Holzscheit hinein; da stand der Prachtbau in Flammen. Am 1. September des Jahres 70 n. Chr. erfllte sich Jerusalems schreckliches Schicksal. Die ganze Stadt wurde niedergerissen. Kein Stein blieb auf dem andern. Titus feierte in Rom einen glnzenden Triumph, und es wurde ihm ein Triumphbogen von Marmor in der Form eines Prachttores errichtet; daran sind in erhabener Arbeit die Opfer-gerate des jdischen Tempels abgebildet. (Fig. 43.)
Das Herrscherhaus der Flavier. Vespasian war aus dem Geschlechte der Flavier. Er war ein einfacher Fürst, sparsam fr seine Person und das Reich. Aber wo es galt, Not zu lindern oder Kultur-zwecke zu frdern, geizte er nicht. Rom atmete unter seiner Regierung auf. (Fig. 45.)
Sein Sohn Titus wird die Liebe und die Wonne des Men-schengeschlechtes genannt. Jeden Tag, an dem er keine Wohltaten er-wiesen hatte, hielt er fr verloren. Er war ein ganzer Soldat. Kein Kaiser vor ihm hat im Kriege Gleiches geleistet, wie er in der Einnahme Jerusalems. Jeder hatte Zutritt zu ihm. Er gab mit vollen Hnden
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Extrahierte Personennamen: Apostel Titus Titus Titus Titus Jerusalems Titus Titus
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalems Jerusalem Jerusalem Jerusalem Rom Jerusalems
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Castra.
I.
Ausmarsch des Heeres
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Einmarsch des Heeres.
den beiden Ansgangspuucteu dieser Straße lagen die beiden Hauptthore, die porta decnmana (?) an der Borderfronte, dem Feinde abgewandt (später auch p. qnaestoria genannt, vgl. und. Liv. 10, 32. 34. 47. 41, 2.)z in welcher das römische Heer einmarschirte, und die porta praetoria (in), dem Feinde zugewandt, nu§ welcher das Heer ansmarschirte. Kehren wir wieder zur via prin-cipalis (g) zurück, so wurde das Gros der Legionssoldaten und der Bundesgenossen (mit Ausschluß der extraordinarii, vgl. Legio) in der Vorderfronte je eine Legion zu beiden Seiten der v. praetoria (/.•) dergestalt untergebracht, daß die Bundesgenossen eben so wie in der Schlacht die Flügel einnahmen. Die Zeltreihen wurden zunächst mit eingesteckten Spießen (hastae) bezeichnet, so daß das ankommende Heer sich ohne weiteres zurechtfand; zu beiden Seiten der Längenstraße (v. praet.) lagen die Zelte von je 10 Türmen römischer Ritter («), unmittelbar dahinter die der Triarier (o), welche wegen ihrer halben
Stärke (vgl. Legio) auch nur halb so viel Zeltraum bedurften. Der Ausgang ihrer Zelte führte ans eine Nebenstraße von 50' Breite (strigae, doch heißen so vorzugsweise auch die Zeltreihen selber). Ihnen zugewandt auf der andern Seite der beiden Nebenstraßen campirten die Principes (p), woran wieder unmittelbar die Hastati fließen (q), deren Zelte auf zwei andere Nebenstraßen von der angegebenen Breite führten. Bon den 10 Kohorten jeder Legion (zur Zeit des Polybios aus je einem Manipel Hastati, Principes und Triarii mit den entsprechenden Leichtbewaffneten, velites, bestehend) befand sich die erste Kohorte zunächst der via principalis (g) und die zehnte an der porta decnmana (Z). Zwischen den fünften und sechsten Kohorten war zur größeren Gliederung des Lagers noch ein Breitenweg von 50' Breite angelegt, via quintana (r), nach der daran campirendeu cohors quinta benannt. Endlich auf den beiden Flügeln, den Hastati (q) gegenüber, lagerten die Bundesgenossen, nach innen
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— 19 —
wurde in seiner Hauptstadt belagert. Aber er verzweifelte noch nicht an seinem Geschick; denn er hatte eine alte Weissagung von seinen Vorfahren her, Ninive werde Niemand mit Gewalt nehmen, es müßte denn der Fluß der Stadt feind werden. Das, dachte er, werde nie geschehen. Auch waren ja die Mauern der Stadt so hoch und fest, daß sie unbesiegbar schienen, und an Lebensmitteln war kein Mangel. So lagen denn die Feinde schon das dritte Jahr vor der Stadt, ohne sich ihrer bemächtigen zu können. Da fielen anhaltende Regengüsse vom Himmel, daß der Tigris zu einer furchtbaren Höhe anschwoll und mit seinen reißenden Flnthen die eine Seite der Stadtmauer auf eine Strecke von 20 Stadien zertrümmerte. Jetzt verzweifelte Sardanapal an seiner Rettung, die alte Weissagung hatte sich erfüllt. Aber seinen Feinden wollte er nicht in die Hände fallen. Er ließ in feinem Palast-hofe einen Scheiterhaufen 400' hoch errichten und alles Gold und Silber und feinen königlichen Schmuck darauf legen; mitten auf demselben wurde ein großes Gemach hergerichtet mit 50 goldenen Ruhebetten, und nachdem er sich mit seinen Dienern, Weibern und Kindern in dasselbe eingeschlossen, ließ er den Holzstoß anzünden. Fünfzehn Tage lang brannte der Holzstoß, ohne daß die Einwohner der Stadt dem Feuer Einhalt thaten; denn sie glaubten, als sie den aussteigenden Rauch sahen, der König bringe ein großes Opfer. Er hatte sich selbst geopfert mit allem, was er befaß. — Die Meder und Babylonier zogen siegreich in die Stadt ein und zerstörten sie, 606 v. Chr.
So nahm das assyrische Reich und Ninive, das viele Jahrhunderte in Vorderasien geherrscht hatte, sein Ende. Medien aber und Babylon theilten sich in die Lande derart, daß der Tigris die Grenze zwischen beiden Reichen wurde.
2*
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- 22 —
nachgehen und in ihren Häusern sicher leben. Das gefiel den Medern wohl, und sie wählten einstimmig den De'iokes.
De'iokes nahm die Wahl an und befahl, daß man ihm eine Wohnung baue, wie sich's für einen König schicke, und daß man ihm eine Schutzwehr von Lanzenträgern gebe. Beides geschah. Wie er nun im Besitz der Herrschaft war, gebot er den Medern, eine Stadt um seine Königsburg herum anzulegen. Sie bauten eine große, stark befestigte Stadt mit sieben Ringmauern, von denen immer die eine die andere einschloß. In der Mitte lag aus einer Anhöhe die Königsbnrg mit dem Schatzhaus; um diese zog sich die kleinste Ringmauer, und es folgten die andern in immer größerem Umfang. Die äußere Mauer war etwas niedriger als die nächste innere, so daß diese mit den Zinnen oder der obersten Schutzwehr über sie hervorragte. Die nächste Mauer nach innen ragte wieder so über die zweite hervor, und so ging es weiter in derselben Weise nach innen bis zur Königsburg. Die äußerste Mauer aber hatte die Zinnen weiß, die zweite schwarz, die dritte purpurfarben, die vierte war blau, die fünfte hellroth. Von den zwei innersten Mauern hatte die eine versilberte, die andere vergoldete Zinnen. Hierauf befahl De'iokes seinem Volke, in dem Ring der Mauern sich Häuser zu bauen und darin zu wohnen. So entstand diegroßestadt Ekb atana, die Hauptstadt von Medien. Sie war auch in der Folge die festeste Stadt in Asien, weshalb die Perserkönige und Alexander d. Gr. dort ihre Schütze niederlegten.
Als nun Deiokes in seiner Burg wohnte und um ihn herum das Volk in der Stadt, setzte er die Ordnung ein, daß Niemand selbst zum Könige eingehen durste, sondern daß Alles durch Boten verhandelt ward und derkönig sich vonniemand sehen ließ; dazu auch gebot er, daß Niemand vor dem König lachen oder ausspucken durfte. Diese Einrichtung aber traf er, damit nicht seine Jugendfreunde, wenn sie ihn sähen, sich gekränkt fühlten und einen Anschlag wider ihn machten; sondern sie sollten, da er sich nicht sehen ließ, ihn für einen Menschen von ganz anderer Art halten. Und er wachte scharf über dem Recht. Man schrieb die Rechtshändel auf und schickte sie
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— 154 -
Am Abend hatte er 6000 seiner besten Truppen verloren und war nicht weiter als am Morgen.
Am nächsten Tag ging es nicht besser als am vorigen, und Terxes war in großer Verlegenheit. Da kam des Abends ein Mann aus der Umgegend, der Malier Ephialtes, zu ihm und erbot sich, gegen eine Belohnung ihm einen Weg über das Gebirge zu zeigen, auf welchem man dem Feinde in den Rücken kommen könnte. (Später setzten die Griechen einen Preis auf den Kopf des Verräthers; ein Mann erschlug ihn, aber aus Privatrache, erhielt jedoch von den Spartanern den Preis). Xerxes nahm das Erbieten des Ephialtes mit Freuden an und schickte die Unsterblichen unter Hydarues sogleich mit Einbruch der Nacht über das Gebirge. Die Phokier, die den Pfad vertheidigen sollten, zogen sich zur Seite. Gegen Morgen meldeten die Wachen dem Leonidas, daß sie umgangen seien. Leonidas war entschlossen, mit seinen Spartanern zu bleiben und zu sterben, die Bundesgenossen schickte er nach Hanse. Nur die Thebauer wurden gegen ihren Willen zurückgehalten, und die Thespier blieben freiwillig.
Um 10 Uhr Morgens griff Xerxes an. Leonidas ging ihm ins freie Feld entgegen, und es gab einen wüthenden Kampf, wobei die Barbaren mit Peitschen vorwärts getrieben wurden. Die Griechen schonten ihr Leben nicht und richteten ein entsetzliches Blutbad an; wenn ihre Speere zerbrochen waren, hieben sie würgend mit ihren Schwertern ein. Zwei Brüder des Xerxes fielen, es siel Leonidas, und um seine Leiche wogte jetzt der furchtbarste Kampf. Die Griechen behaupteten die Leiche und brachten sie fort. Auf die Nachricht, daß Hydarnes von Süden in den Paß einrücke, zog sich die zusammengeschmolzene Schaar mit der Leiche des Königs auf einen Hügel in der Nähe des südlichen Thores zurück. Lauzen und Schwerter waren zerbrochen; da kämpften sie mit den umgekehrten Lanzenstümpfen und den Knäufen der Schwerter, und wenn diese nichts mehr taugten, wehrten sie sich noch mit der Faust und mit den Zähnen. Die letzten wurden auf dem Hügel aus der Ferne getödtet.
Die Thebaner hatten anfangs mitgekämpft; dann aber
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— 157 —
liefern. Seine nächste Sorge aber war, die Athener dahin zu bringen, daß sie insgesammt mit ihrer ganzen Habe ihr Land verließen. Der delphische Gott hatte sie ja geheißen, zu fliehen und auf den Schiffen ihr Heil zu suchen; und die Worte in dem Orakelspruch: „Salamis, göttliches Land," versprachen bei Salamis den Griechen den Sieg, sonst würde es geheißen haben: „Salamis, schändliches Land." Auch die Landesgöttin Athene hatte die Stadt Athen verlassen, das erkannte man daraus, daß der Honigkuchen, welcher der heiligen Schlange der Göttin auf der Burg als Speise hingelegt zu werden Pflegte, unberührt geblieben war; die Schlange war mit der Göttin davongegangen. Durch diese Vorstellungen brachten Themistokles und seine Freunde die Volksversammlung zu folgendem Beschluß: „Das Volk der Athener übergibt seine Stadt dem Schutze der Athene, alle Dienstsähigen gehen an Bord der Trieren, die Kinder und Frauen und Knechte bringt jeder, so gut er kann, in Sicherheit." So führten denn die Athener ihre Frauen und Kinder und alles, was nicht kampffähig war, an 400,000 Menschen, in aller Eile übers Meer nach Salamis, Aegina und den gegenüberliegenden Städten des Peloponnes. Das war ein Auszug voll Jammer und Herzeleid.
Die Flotte bei Salamis, bei welcher die Athener nach Fortbringuug der Ihrigen mit allen ihren Schiffen sich wieder eingestellt hatten, betrug im Ganzen, außer einer Anzahl kleinerer Schiffe, 378 Trieren; denn auch von anderen Städten war noch Zuzug gekommen. Unterdessen hatten die Schaaren des Xerxes Mittelgriecheulaud verwüstend durchzogen und kamen vor die Mauern Athens. Mauern und Thore waren ohne Vertheidiger, die Stadt war leer; nur aus der Burg befand sich eine Anzahl älterer Männer und armer Leute, welche die Heimat nicht hatten verlaffen wollen und die Holz-verzäunuug der Burg für die hölzernen Mauern des Orakels hielten. Siehatteuden Eingang verschanzt, so gut sie konnten, und waren zur äußersten Vertheidigung entschlossen. Die Perser zogen in die Stadt und berannten den Eingang zur Burg, aber die Belagerteu trieben sie mit Rollsteinen zurück.
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.... 186 —
60,000 M. verwüstend in das attische Land einfiel, gab Perikles den Bewohnern des platten Landes den Befehl, hinter den Mauern der Hauptstadt Schutz zu suchen. Diese kamen denn mit Weib und Kind flüchtend in die Stadt, welche sich so von Menschen füllte, daß viele in Zelten und Hütten auf den Straßen und freien Plätzen, andre unter freiem Himmel wohnten. Mit dem Meere blieb die Stadt durch die langen Mauern, die nach dem Peiraieus führten, in ungestörtem Zusammenhang, so daß ein Mangel an Lebensmitteln nicht zu befürchten war. Als die Peloponnesier in der Nähe der Stadt alles verwüsteten und verbrannten, da forderte die waffenfähige Mannschaft von Perikles, daß er sie zum Kampfe hinauslasse; aber Perikles ließ sich nicht aus der Fassung bringen, er hielt das Volk in den Mauern zurück und begnügte sich damit, die Mauern mit den nöthigen Wachen zu besetzen. Nach 4—5 Wochen verließ Archidamos wiederdas Land, ohne etwas Bedeutendes gewonnen zu haben. Perikles aber hatte unterdessen eine Flotte nach den Küsten des Peloponneses ausgeschickt, wo sie die Verheerungen des eigenen Landes möglichst vergalt.
Die Athener konnten mit den Erfolgen dieses Jahres zufrieden sein, und als in dem folgenden Jahre Archidamos wieder ins Land kam, da murrten sie nicht mehr, wie im vorigen Jahre, über die Kriegsführung des Perikles, sondern zogen sich leichteren Herzens wieder in ihre Hauptstadt zurück. Alles schien gut ablaufen zu wollen; da kam ein furchtbares Unglück über die Stadt, das niemand hatte voraussehen können. Eine verheerende Seuche, die von Aethiopien und Aegypten aus sich über einen großen Theil von Asien und über die Inseln verbreitet hatte, ward durch fremde Schiffer in den Peiraieus eingeschleppt und griff bald in der mit so vielen Menschen angefüllten Stadt in entsetzlicher Weise um sich. Die Blüthe der athenischen Mannschaft ward dahin gerafft; aber schlimmer noch als der große Verlust an Menschen war der sittliche Schaden, den die Krankheit anrichtete. „Die Lüste", sagt Thukydides, „denen Einer früher im Verborgenen gefröhnt, wurden jetzt ohne Scheu befriedigt, da die
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